Ton für digitale Veranstaltungen

Egal ob Livestream, Videokonferenz oder natürlich auch ganz ‚analoge‘ Veranstaltungen – fast überall benötigt man einen guten Ton, damit die Teilnehmer dem Geschehen folgen können.

Solange wir uns in einem Raum befinden, ist es irgendwie ganz klar und auch normal, dass man Mikrofone und Lautsprecher benötigt.
Etwas komplizierter wird es bei digitalen Events – also wenn die Teilnehmer via Internet zugeschaltet sind.
Denn während Kameras – egal ob in Form einer Videokamera, oder eingebaut in Computer oder Smartphones – heutzutage fast durchweg sehr brauchbare Ergebnisse liefern, sind gerade die in diese Geräte eingebauten Mikrofone allenfalls mittelmäßig brauchbar, aber eigentlich nie richtig gut.

In diesem Beitrag will ich ein paar ganz einfache und kostengünstige Ideen vorstellen, wie man mit dem Ton in guter Qualität in die digitale Welt kommt.

Die einfachste Lösung:
Wenn man eine Videokamera nutzt, kann man natürlich einfach den dort vorhandenen Mikrofoneingang nutzen, und ein passendes Mikrofon anschließen. Der Ton wird dann über das HDMI-Signal mit ausgegeben und kann über die Capture-Card oder ein Videomischpult in die Videokonferenz bzw. den Livestream eingespeist werden.


Wie das genau geht, und auf was man bei der Mikrofonauswahl achten sollte, habe ich im Beitrag Kamera-Mikrofone zusammengefasst.
Vorteil: es geht ganz einfach, man benötigt kaum zusätzliches Equipment
Nachteil: man ist auf ein, maximal zwei Mikrofone limitiert, und die Einstellmöglichkeiten können nur an der Kamera vorgenommen werden, an der das Mikrofon angeschlossen ist.
Außerdem kann für eine etwaige Beschallung das Signal nicht so einfach abgegriffen werden.

Wird die Veranstaltung also aufwändiger, und man befindet sich in einem größeren Rahmen mit mehreren Protagonisten, Bühne, Beschallung usw. benötigen wir eine Möglichkeit, den Ton unabhängig vom Bildsignal zu bearbeiten.
Häufig sind ja dann ohnehin auch schon Mischpult und Mikrofone für die Beschallung im Einsatz – und dann lohnt es sich, diesen Ton zu digitalisieren.

Zum Einsatz kommt dazu eine Soundkarte mit Audioeingang.
Theoretisch geht dies mit dem passenden Adapter auch über den Mikrofoneingang an Kameras oder Smartphones. Das ist aber häufig stark fehleranfällig, nicht zuletzt, weil die auftretenden Pegel aus einem Ton-Mischpult nicht automatisch kompatibel sind mit den Eingängen an Computern oder Smartphones.
Die bessere Lösung ist daher in aller Regel die Verwendung einer Soundkarte mit USB-Anschluss.
Die genaue Ausführung ist abhängig vom Einsatzgebiet und den Bedürfnissen, aber in aller Regel reichen einfache Geräte mit Stereoeingang völlig aus.


Das Musikhaus Thomann hat eine große Auswahl an Audio-Interfaces* lieferbar – hier findet wirklich jeder etwas.
Ein paar Varianten mag ich kurz vorstellen, mit denen ich selbst schon gute Erfahrungen gemacht habe:

  1. die Geräte aus der Focusrite Scarlett-Serie, z.B. das Scarlett 2i2*.
    Ansprechendes Design, kann problemlos an Mischpulte aller Art angeschlossen werden, oder über die eingebauten Mikrofonvorverstärker autark (für ein kleines Setup) mit 1-2 Mikrofonen bestückt werden. Über die USB-C Schnittstelle kann die kleine rote Lady sowohl an Notebooks oder PCs als auch an viele mobile Endgeräte wie iPads oder Smartphones angeschlossen werden.
  2. das Behringer Xenyx Q502 USB*
    Ein Mini-Mischpult mit USB-Ausgang für gerade mal 50€ – sicher kein Mercedes, aber es liefert absolut brauchbare Ergebnisse, v.a. in Kombination mit einem vorgeschalteten größeren Mischpult.
  3. USB-Schnittstellen an größeren Digitalmischpulten
    Fast alle gängigen größeren Mischpulte sind heute digital, und haben sehr häufig Soundkarten über USB oder teilweise auch über ein Ethernet-Interface eingebaut. Die Funktionalität ist meistens umfangreicher, und häufig auch nicht mehr Plug and Play – aber wer so ein Gerät besitzt, hat hoffentlich auch eine Tontechnikerin oder einen Medientechniker, die sich damit auskennt.

4. wer noch mehr Ein/Ausgänge benötigt, oder auf High-End Sound abzielt, dem empfehle ich Geräte der deutschen Firma RME. Zum Beispiel das RME Fireface UC*.
Vielfältige Schnittstellen, perfekte Treiber, erstklassige Audioqualität – ich habe selbst mehrere Geräte des Herstellers im Einsatz, und selbst für mein erstes, mittlerweile fast 20 Jahre altes Interface bekomme ich heute noch passende Treiber – Wahnsinn.

In allen Fällen muss dann noch in der Software überprüft bzw. eingestellt werden, dass der passende Input ausgewählt ist. Zumeist geschieht dies automatisch, aber ein Blick in die Einstellungen der Software bzw. ein kleiner Test gibt Gewissheit.
Häufig kann man auch zwischen den Quellen umschalten – verwendet man z.B. Videokonferenzsoftware wie Zoom oder Teams, kann man im Menü die Video & Audioquelle auswählen, und so von Fall zu Fall zwischen eingebautem Mikrofon und der externen Soundkarte umschalten.