DIY: Raumakustik – Optimierung

Zwar ist es in der Welt von Smartphones und Social Media üblich geworden, Kopfhörer zu verwenden – aber in den richtigen Musikgenuss kommt man häufig doch nur über große Lautsprecher.
Wäre da nicht dieser fiese, metallische Nachklang im Raum, dieses Flatterecho…

Vor allem moderne Räume mit glatten Wänden und bodentiefen Glasscheiben tragen nicht förderlich zu einem guten Raumklang bei.
Das merkt man häufig schon beim Telefonieren – je moderner und aufgeräumter die Räume, je kahler die Wände, desto schwieriger wird es akustisch.

Selbstverständlich kann so ein Blog-Artikel keine Anleitung sein, wie das Studium der Physik und die Weiterbildung zum Akustik-Fachmann übersprungen werden kann.
Aber häufig sind es nur wenige Kleinigkeiten, die zu einem hörbaren Ergebnis führen. Vielleicht nicht zur Non-plus-ultra – Lösung für das THX-Heimkino, aber ich wage zu behaupten, dass man mit sehr einfachen Mitteln eine gute Strecke des Weges gehen kann – und werfe hiermit meinen Senf zum gelungenen Raumakustik – DIY-Projekt in den Ring:

  • Position im Raum
    Zunächst ist die eigene Position im Raum maßgeblich dafür verantwortlich, wie es klingt. Bzw. genauer gesagt, wie ich den Klang wahrnehme. Jeder kennt es – der halbe Schritt aus dem Flur ins WC reicht aus, um den typischen Klang des ‚Örtchens‘ mit seinen bis unter die Decke gefliesten Wänden zu erleben. Oder vom halligen Treppenhaus durch die Wohnungstüre – ein Schritt hin oder zurück ändert hier vieles.
    Innerhalb eines Zimmers / Büros ist dies nicht so ausgeprägt, aber auch hier gibt es bessere und schlechtere Spots.
    Der Fachmann spricht dann von ’stehenden Wellen‘ oder von ’schallharten Flächen‘ – letzteres sind z.B. Fenster/Glasflächen, Fließen, aber auch nackte Wände oder Fußböden aus Beton oder mit harten Bodenbelägen.
    Sind solche Flächen dann auch noch parallel zueinander – z.B. gegenüberliegende Fenster oder die Sichtbetondecke über dem Lamiat – dann entstehen störende Flatterechos, die sich negativ auf den Raumklang auswirken.
    Ein Hoch auf Opas Ohrensessel – lässt man sich in solch ein Möbel fallen, schirmen die Polsterung und die hohe Rückenlehne rückwärts ankommenden Schall zuverlässig ab – und das Klangerlebnis wird besser. Oder zumindest weniger hallig.
    Nun mag nicht jeder einen Ohrensessel ins Büro stellen, aber der Test, einmal den Schreibtischstuhl zu verschieben, und genau hinzuhören, ob sich andere Positionen im Raum akustisch besser eignen, ist schnell und einfach.
  • Position von Möbeln
    Eine weitere Möglichkeit, die helfen kann, ist Flatterechos durch eine geschickte Anordnung von Möbeln zu bekämpfen. Ein Raumteiler oder ein offenes Bücherregal wirken diffus – streuen den Schall im Raum also in unterschiedliche Richtungen. Zwischen zwei schallharten Flächen positioniert kann dies Wunder wirken.
    Oder Du wolltest schon immer ein großes Sofa im Büro? Perfekt! Beim Kauf dann aber optimalerweise die Variante mit Textilbezug und dicker Polsterung wählen – nicht die glatte Kunstledervariante.

Akustik-Module
Wenn alles nichts hilft, oder es z.B. in einem Seminarraum oder dem modernen Wohnzimmer einfach nicht dazupasst, sind Akustikmodule die optimale Wahl.
Die einfachste Variante sind hier offenporige Schaumstoffe – gut vergleichweise günstig ist hier das Material Basotect, aber es gibt auch weitere Materialien oder fertige Akustikmodule, in diversen Formen, Größen und Materialstärken. Mir persönlich gefallen z.B. 6-eckigen Zuschnitte recht gut – die leichten Schaumstoffplatten können ganz einfach mit doppelseitigem Klebeband oder ein paar Punkten Montagekleber befestigt werden.
Je dicker die Materialstärke, desto wirksamer werden die Module auch gegenüber tiefen Frequenzen.
An dieser Stelle kommt übrigens noch der obligatorische Hinweis zum Gerücht, man könne mit Eierkartons Schall dämmen: kann man nicht. Eierkartons erhöhen allenfalls die Brandlast – aber akustisch bedienen sie nur den Plazebo-Effekt.

Wer es weniger offensichtlich möchte, kann die Akustik auch verstecken – z.B. hinter einer Stoffbespannung oder einer Leinwand. Letztere Option bietet gestalterisch vielfältige Möglichkeiten, denn man kann z.B. eigene Fotos auf eine Leinwand drucken lassen, und ein passendes rechteckiges Basotect-Modul im Rahmen der Leinwand montieren.
Wichtig ist nur, dass das Material der Front akustisch durchlässig ist – ein Bild hinter Glas eignet sich logischerweise nicht (zumindest nicht für diese Art Absorber – aber das würde hier zu weit führen).
Die Anwendungen für Akustikschaumstoff sind vielfältig – er kann z.B. auch über dem Arbeitsplatz an der Decke angebracht oder an dünnen Seilen abgehängt werden – letzteres eignet sich insbesondere im Zusammenspiel mit einer indirekten Beleuchtung.

Bei der Positionierung sollte man jedoch ein bisschen überlegen, denn wir wollen ja die Reflexionen im Raum möglichst optimal bekämpfen.
Für Schall gelten ähnliche Bedingungen wie für das Licht, es gilt ebenfalls Einfallswinkel = Ausfallswinkel.
Die optimale Position von Akustikmodulen kann am einfachsten ganz praktisch ermittelt werden – mit einem Spiegel. Denn der Weg des Schalls von einem Lautsprecher zu meinem Ohr über Wände und Decken ist derselbe wie der Weg des sichtbaren Lichts. Man bittet also eine 2. Person, einen Spiegel an der Wand zu verschieben – und dort, wo man im Spiegel den Lautsprecher sieht, muss das Akustikmodul montiert werden.

Eine kleine Auflistung von Akustikmodulen habe ich auf meiner Kit.Co – Seite* zusammengestellt.

Was tun wenn es muffig klingt?

Bisher bin ich davon ausgegangen, dass wir hallige Räume und Flatterechos minimieren wollen. Es gibt aber auch Räume, die auf andere Weise schlecht klingen, z.B. muffig oder dumpf.
In solchen Fällen helfen die bisher beschriebenen Absorber nur wenig – man benötigt dann meistens diffuse Reflexionen. Dafür gibt es spezielle Diffusor-Module – käuflich in diversen Varianten zu erwerben z.B. beim Musikhaus Thomann*

Zuletzt noch zwei wichtige Infos:

  1. Bei allen Dinge, die mit Akustik zu tun haben, geht es um das Hör-Empfinden – Du musst also selbst hinhören und beurteilen.
    Akustik ist sehr häufig trial and error – man fängt also an, und tastet sich an ein Ergebnis heran. Im einen Raum reicht sehr wenig, in nächsten Raum benötigt es mehr – das hängt von vielen Faktoren ab, z.B. auch der Raumgeometrie.
  2. Raumakustik und Schalldämmung sind 2 Paar Stiefel.
    Alle oben genannen Maßnahmen helfen dabei, den Klang im Raum zu verbessern.
    Geräusche, die von außen in den Raum dringen (oder andersherum) können nur durch bauliche Maßnahmen verändert werden – also dickere Wände, Schallschutzfenster oder spezielle Vorsatzschalen.
    Wenn Du also in Zukunft Musik hörst, klingt es für Dich (hoffentlich) besser – aber der Nachbar hört noch genauso viel wie vorher.

Jetzt wünsche ich viel Erfolg beim Experimentieren – und hoffentlich tolle und hörzeigbare Ergebnisse!